23.09.2010

Soloklettern mit Selbstsicherung

Wochenende, bestes Wetter, doch niemand hat Zeit zum Klettern? Bleiben zwei Alternativen: Free-Solo oder Bouldern. Wer nicht über die mentale Fitness eines Alex Huber verfügt und wem mit der Zeit auch das Bouldern im Wiener Wald zu wenig attraktiv ist, dem bleibt eine dritte Möglichkeit. Sololklettern mit Selbstsicherung am Fixseil. Ein Erfahrungsbericht.

Ausrüstung

Zusätzlich zum Standard-Sportkletter Rack benötigt ihr eine Seilklemme (ich verwende die Basic von Petzl) sowie eine Prusikschlinge. Dazu später mehr.

Setup

Im Unterschied zum Toprope-Klettern muss man für das Klettern mit Seilklemme ein Fixseil einrichten. Dazu fixiert man das Seil am besten Mittels gestecktem Achter in einem Umlenker und bindet den weiterlaufenden Seilstrang an einem oberhalb gelegnen Fixpunkt (Baum, Felsköpfel etc) nochmals ab, um für eine Redundanz im Sicherungssystem zu sorgen. Das Seil sollte gerade über eurer Route nach unten durchlaufen. Etwa einen Meter über dem Boden bindet man einen Rucksack oder die Zustiegsschuhe ein. Dadurch wird das Seil ausreichend gespannt, um beim Klettern flüssig durch die Seilklemme zu gleiten. Gleichzeitig läßt die Konstruktion mit dem hängenden Gewicht ausreichend Beweglichkeit in alle Seiten während des Kletterns zu.

Die Selbstsicherung

Die Seilklemme wird am Seil eingehängt und mittels Schraubkarabiner am Klettergurt befestigt. Die Prusikschlinge dient als Hintersicherung für die Seilklemme. Sie wird oberhalb der Klemme ins Fixseil gebunden und mittels Ankerstich in der Einbindeschlaufe des Klettergurts fixiert. Achtet darauf, dass der Prusikknoten nicht zu fest gezogen wird, sondern durch die Klemme locker am Seil nach oben gezogen werden kann.

Aus der Bedienungsanleitung von Petzls Seilklemme Basic ((c) Petzl).

Zu beachten

Von entscheidender Bedeutung ist die Auswahl einer geeigneten Route. Diese sollte möglichst nicht überhängen, da man im Falle eines Sturzes weit von der Wand im Fixseil hängen würde. Letzteres hat sich im Selbstversuch mehrmals bestätigt. ;) Weiters ist das Einrichten des Fixseils meist keine Ungefährliche Angelgenheit. Die oberen Fixpunkte sollten daher möglichst wenig ausgesetzt und einfach zu erreichen sein.

Nachdem man meist alleine unterwegs sein wird, fällt der Partnercheck vor dem Losklettern aus. Daher ist es im Vergleich zum normalen Seilklettern absolut erforderlich, bei allen Vorbereitungsschritten höchste Konzentration walten zu lassen und das gesamte System vor dem Start mehrmals auf Korrektheit zu überprüfen. Läuft das Seil korrekt durch die Klemme und Prusik? Sind Klemme und Prusikschlinge korrekt mit dem Gurt verbunden? Ist der Karabiner geschlossen? Ist das Hüftband korrekt gesclossen?

Nach dem Losklettern sollte man sich knapp über dem Boden ins Seil setzen, um das System auf seine Funktionsfähigkeit zu testen. Danach kann man mit der eigentlichen Solobegehung starten.

Das Klettern der mit Seilklemme ist anfangs recht ungewöhnlich und es dauert ein wenig, bis man Vertrauen in das System gewinnt und sich der Kopf wieder voll der Route und der Kletterbewegung widmet. Danach funktioniert die Sache recht problemlos. Man ist alleine unterwegs und kann völlig selbstbestimmt seinem Sport nach gehen. Natürlich ist es erforderlich, dem Sicherungssystem stets einen Teil seiner Aufmerksamkeit zu widmen. Es empfiehlt sich auch, möglichst das System möglichst sanft zu belasten und sich kontrolliert in das Seil zu setzen. Denn auch in senkrechten oder wenig überhängenden Routen wird es Stellen geben, wo man weiter als empfehlenswert von der Wand zu hängen kommt.

Weiters beanspruchen die scharfen Zähne der Seilklemme das Seil sehr stark. Verwendet daher nicht euer teures Ultraleichtseil, sondern einen robusten Strick mit hohem Mantelanteil.

Fazit

Auch wenn das oben beschriebene System recht einfach gehalten ist, nimmt Auf- und Abbau doch relativ viel Zeit in Anspruch. Auch Gelände- und Routencharakteristika haben entscheidenden Einfluß darauf, ob die Solotour zum Genuss oder eher zum Frusterlebnis wird. Im Vergleich zur üblichen Zweierseilschaft besteht ein erhebliches Sicherheitsrisiko, das man nicht unterschätzen sollte. Beachtet man diese grundelgenden Dinge, so erschließt sich aber nach wenigen Versuchen eine gute Möglichkeit, ohne Seilpartner gesichert Routenklettern zu können.

Abschließend nochmals der Hinweis: es handelt sich hier um einen Erfahrungsbericht, von der Nachahmung wird ausdrücklich abgeraten.

1 Kommentar:

der Felsstreichler hat gesagt…

Ja mei, wie ging's denn mit dem Training weiter? Konntest Du Deine verbesserte Ausdauer und Kraft auch an den Fels bringen?

Fragt der Felsstreichler