21.02.2010

Chris Sharma "Living the Dream" - 21.02.2010

Samstag, 19:30 Uhr, Festsaal Mank. Chris Sharma beehrte das kleine Dorf in der Nähe von Melk, um aus seinem bewegten Leben als Spitzenkletterer zu erzählen. Wir kommen 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn an und sind froh, Karten reserviert zu haben. Die Schlange am Einlass ist beträchtlich. Schlußendlich ist der gut 500 Plätze fassende Saal bis auf den letzten Platz in der Galerie gefüllt.

Gleich beim Eingang in den Saal die erste Überraschung: Chris ist bereits da, schreibt Autogramme, plaudert mit den Fans und erfüllt artig jeden Fotowunsch (s.u.). Sympathisch, wie man ihn aus den Videos kennt, freundlich, immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Dennoch ein wenig irritiert, ob des Andrangs und der teilweise ein wenig ungestümenen Avancen seiner Bewunderer. Ein Typ mit Goatie stürmt unvermittelt auf ihn zu und schüttelt ihm mit den Worten: "I thought you were taller", (sic!) die Hand. Weg ist er. Schon steht der nächste mit seinem Autogrammwunsch vor ihm. Chris signiert ein Poster. Warum er sich in Österreich gerade Mank ausgesucht hat, frage ich ihn. "'Cuz they invited me", lautet seine Antwort. So einfach gewinnt man also den Spitzenkletterer der letzten Jahre für einen Besuch.


Pünktlich um 19:30 Uhr geht's los. Chris wird von den Initiatoren kurz auf Deutsch begrüßt. Das ganze hat einen leicht amateurhaften, aber durchwegs sympathischen Touch. Sharma schnappt sich das Mikro und hockt sich rechts von der überdimensionalen Leinwand am Bühnenrand auf den Boden. Sponsorenlogos, wie man sie mittlerweile von den Auftritten diverser Österreischischer "Kletterstars" kennt, sucht man auf seinem Hemd vergeblich. Just Chris. Nur mit der Fernbedienung seines MacBooks legt er los. Freundlich-verschmitzt begrüßt er die 500 im Saal, fast peinlich berührt, dass so viele Menschen nur wegen ihm gekommen sind. Er erzählt von seinen Anfängen als Zwölfjähriger in Kalifornien, zeigt Fotos von sich in jungen Jahren. Seine erste 8c+, die erste Route in diesem Grad überhaupt in den USA. Highlight folgt auf Highlight. "Biographie" als 16-jähriger in Ceüse, Videos von "Realization", dem markanten Felsbogen seines Deep Water Sooloing-Meilensteins von "Es Pontas" auf Mallorca, und vieles andere mehr. Dazwischen plaudert Chris aus dem Nähkästchen. Über Motivationsprobleme beim fünfzigsten Dyno-Versuch in "Es Pontas", seinen Hausbau in Spanien, wie wichtig es sei, als Kletterer auf den Umweltschutz zu achten. Dabei hat man eher das Gefühl, einem amerkanischen Austauschstudenten zuzuhören, der an der Uni ein Referat hält, als dem weltbesten Profikletterer der letzten Jahre.

Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen braucht er keine tausendfach vorgetragene Multimediashow mit zig Projektoren, ausgeklügelter Lichtshow und perfekt abgestimmter Hintergrundmusik, um sein Publikum zu fesseln. Fast zufällig ausgewählt wirken Fotos und Videoausschnitte. Zwischendurch nippt er an seinem Bier. Der Form halber dankt er am Ende des Abends seinen Sponsoren, wünscht allen Anwesenheit Erfolg mit Ihren Projekten in- und abseits des Klettersports und verabschiedet sich. Dabei wirkt jedes Wort authentisch. Ein toller Abend eines beeindruckenden Menschen.

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